Erivan Haub
Unternehmer, Philatelist und Menschenfreund
Erivan Haub war Zeit seines Lebens ein begeisterter Philatelist und Sammler. Neben Uhren und Kunst baute er über Jahrzehnte eine der international bedeutendsten Briefmarkenkollektionen auf.
Seine Passion führte Erivan Haub selber einmal auf seine familiären Wurzeln zurück: „Als Spross einer alten Kaufmannsfamilie, deren Unternehmen im Jahre 1867 gegründet wurde, lag mir das Handeln von jeher im Blut – Handeln, Tauschen und Sammeln. Dabei waren mir Schönheit und Rarität besonders wichtig, so dass fast alle Objekte mir nicht nur große Freude bereitet haben, sondern für mich dauerhaft wertvoll sind.“
Die frühen Jahre
Erivan Haub wurde am 29. September 1932 in Wiesbaden geboren. Kindheit und Jugend verbrachte er auf einem Waldbauernhof in der Nähe von Idstein/Taunus. Nach dem Abitur absolvierte er kaufmännische Ausbildungsprogramme in Amerika. Diese Zeit in den USA sollten Erivan Haub für den Rest seines privaten und beruflichen Lebens prägen.
Zurück in Deutschland studierte er Volkswirtschaftslehre an der Universität in Hamburg und schloss sein Studium 1959 mit Diplom ab. In dieser Zeit lernte er auch seine spätere Frau Helga, geborene Otto, kennen, die er 1958 heiratete. 1963 trat er nach Trainee Programmen im Banken und Immobilienbereich in das familieneigene Unternehmen Tengelmann ein.
Die familieneigene Tengelmann Unternehmensgruppe
Nach dem plötzlichen Tod seines Onkels Karl Schmitz Scholl 1969 wurde Erivan Haub im Alter von 36 Jahren alleiniger geschäftsführender Gesellschaft er des Familienunternehmens. Es bestand damals aus etwa 400 Tengelmann Filialen und der Schokoladenfabrik Wissol. Unter Erivan Haubs Führung expandierte die Tengelmann Gruppe durch Firmen Übernahmen und Neugründungen im In- und Ausland. Im Jahr 2000 legte Erivan Haub die Leitung des Familienunternehmens in die Hände seiner Söhne Karl Erivan und Christian Haub.
Ökologisches Engagement
Zunehmend entwickelte sich das Engagement für den Erhalt unserer Umwelt zu einem wichtigen Aspekt der Unternehmenspolitik von Tengelmann. Schon früh übernahm die Gruppe im Einzelhandel eine Pionierrolle, indem sie das Bewusstsein für umweltbewusste Kauf und Verbrauchergewohnheiten stärkte. Später gründete das Ehepaar Haub an der University of Wyoming die Haub School of Environment and Natural Resources zur Lehre und Erforschung ökologischer Zusammenhänge.
Kunstmäzen und Träger des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse
Gemeinsam mit seiner Frau Helga förderte Erivan Haub zahlreiche weitere gesellschaftliche und kulturelle Projekte. So stiftete er unter anderem dem Frankfurter Städel Museum sowie verschiedenen Kunstmuseen in den Vereinigten Staaten wertvolle Kunstwerke. Neben zahlreichen Auszeichnungen für sein gesellschafts und umweltpolitisches Engagement erhielt Erivan Haub 2004 das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. In Anerkennung des gemeinsamen Engagements wurde Gattin Helga Haub Anfang 2018 ebenfalls mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse ausgezeichnet.
Der Ursprung des Familienunternehmens:
Das »Tengelmann’s Kaffee-Geschäft«
Der „rote Faden“ durch das Leben
Auch wenn Erivan Haub seine unternehmerische Tätigkeit teilweise nur wenig Zeit für die Philatelie ließ, so zog sich die Liebe zu den kleinen Marken und besonderen Briefen doch wie ein roter Faden durch das Leben Erivan Haubs. Er machte Briefmarken sogar zum Bestandteil des Tengelmann-Sortiments. Rückblickend stellte er fest: „Als ich 1967 in der Wiesbadener Hasengartenstraße den ersten Verbrauchermarkt unserer Unternehmensgruppe, genannt GROSSO, eröffnete, nahm ich auch sogenannte Kiloware von Briefmarken in das Sortiment auf. Das war natürlich eine einsame Entscheidung, die einzig und allein auf meiner Begeisterung für die Philatelie beruhte und dementsprechend auch nicht den erwünschten Erfolg am Point of Sale hatte.“
Erste Auktion in Hamburg
Helga Haub unterstütze ihn bei all seinen Aktivitäten, auch den philatelistischen. Unvergessen ist die erste gemeinsame Teilnahme der beiden an einer Briefmarkenauktion in Hamburg in der Mitte der 1950er Jahre. Erivan Haub erinnerte sich später an diese erste Erfahrung in dem damals bedeutenden Auktionshaus Edgar Mohrmann: „Ich weiß noch genau, wie aufgeregt ich war, als im Saal zwei wunderschöne bayerische Briefmarken versteigert wurden – eine Drei Kreuzer blau mit einem herrlichen Einser Mühlrad Stempel und ein Schwarzer Einser. Beide wollte ich unbedingt haben, und ich kann auch noch das Gefühl des Besitzerstolzes beschreiben, als ich sie schließlich ersteigert hatte, übrigens zu einem sehr niedrigen Preis.“ In den nachfolgenden 60 Jahren besuchten Erivan und Helga Haub gemeinsam zahlreiche Briefmarkenauktionen im Inund Ausland.
Die Sammlung ERIVAN für die nächste Sammlergeneration
Im Alter von 85 Jahren verstarb Erivan Haub am 6. März 2018 auf seiner Ranch in Pinedale, Wyoming. Einige Jahre vor seinem Tod hatte er sich entschieden, seine Briefmarken durch Verkauf der nächsten Sammlergeneration verfügbar zu machen. Der Wunsch dieses bedeutenden Sammlers geht mit den kommenden Auktionen in Erfüllung.
(Lebens)-Geschichte im kleinen Format
Diese Broschüre stellt die einzigartige Sammlung Erivan Haubs vor. Die Kollektion ist im Laufe seines Lebens entstanden und eng mit den Stationen und Weltanschauungen dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit verbunden. So war der mutige und risikofreudige Unternehmer von dem Grafen Zeppelin ebenso fasziniert wie von der Entwicklung des Industriezeitalters und der Kommunikation. Die Sammelgebiete Zeppelinpost und Altdeutsche Staaten spiegeln dieses Interesse wider. Die Briefe und Marken der amerikanischen Postgeschichte verband Erivan Haub vor allem mit persönlichen Erinnerungen an seine Lehrjahre in den USA und lebenslange Freundschaften. Die USA wurden zur zweiten Heimat der Familie.
Über seinen Abschied von Amerika nach seiner Ausbildungszeit schrieb Haub: „Ein wenig wehmütig schaute ich von der Schiffreling zurück auf eine wunderbare Zeit; im Gepäck unauslöschliche Erinnerungen und natürlich ein kleiner Schatz an schönen Briefmarken. Geschmackvoll frankierte Kuverts, die mir meine Mutter geschickt hatte, und so manche Marke, die ich von Briefen gelöst hatte, welche Freunde von mir geschrieben hatten.“
So verband die Philatelie Erivan Haub zeitlebens mit Menschen, ihren Geschichten und Stationen der Menschheitsgeschichte.