4. Auktion / Baden: Der König Carol-Brief
Ein phantastischer Brief in völlig ursprünglicher und einwandfreier Erhaltung. Der einzige ‚Kehrdruck-Brief‘ der altdeutschen Staaten.
Startpreis EUR 100‘000.-
Zuschlag EUR 320‘000.-
1 Kreuzer schwarz auf weiß, waagerechtes Kehrdruckpaar mit 4 mm breitem Zwischensteg zwischen den Marken zusammen mit waagerechtem Paar, mit sauber aufgesetztem Nummernstempel „43“ auf praktisch komplettem Faltbrief mit inseitigem Teil-Vordruck „Verwaltung der Stiftung am Münster in Freiburg“ mit nebengesetztem roten Rahmenstempel „FREIBURG 26 Feb.“ (1856) an das Bürgermeisteramt von Riegel „Zu Händen des Herrn Rath Schreiber“. Kehrdruckpaare existieren bei Baden nur von der 1 Kreuzer der Ausgabe 1853; neben diesem einmaligen Brief mit schmalem Zwischensteeg sind nur 2 Paare mit breitem Zwischensteg auf Briefstücken bekannt. Sie alle gehören zu den größten Seltenheiten der Altdeutschland-Philatelie. Signiert Calves, Fotoattest Seeger BPP (1979) und Fotoattest Stegmüller BPP (2020) (Mi.-Nr. 5KZW)
Provenienz: Sammlung Goldman (Harmer-Auktion, 1937), König Carol II von Rumänien (Filatelia Hobby-Auktion, 1979)
Flucht ins Exil
7. September 1940: Ein Sonderzug am Königlichen Bahnhof in Bukarest wartet auf ganz besondere Passagiere. König Carol II und seine Geliebte, Magda Lupescu, begleitet von treuen Dienern, dazu drei Pudel und zwei Pekinesen sollten jeden Augenblick die Waggons besteigen. Kurz zuvor waren in aller Eile einige Teile der privaten Königlichen Kunstsammlung aus dem Palast verladen worden sowie die umfangreiche Briefmarkensammlung des Monarchen. Zu mehr reichte die Zeit nicht. Denn es drohte Gefahr für Leib und Leben! Kaum hatten König Carol II und seine Begleitung den Zug bestiegen, erhielt der Lokführer das Signal zur Abfahrt. Mit Volldampf ratterte der Zug zur Staatsgrenze nach Jugoslawien.
Was war passiert? Am Vortag hatte König Carol II unter dramatischen Umständen gegen seinen Willen zu Gunsten seines Sohnes Michael I abdanken müssen. Die faschistische Eiserne Garde hatte König Carol II mit einem Putschversuch am 3. September 1940 entscheidend geschwächt. Auch das Volk hatte sich gegen den Regenten gestellt. Für König Carol II ging es um Leben und Tod. Nur eine Flucht ins Exil würde das Leben des Monarchen retten. Die Lage war dramatisch.
Kurz vor der Grenze zu Jugoslawien, bei Timisoara (Temeschwar), wurden Einheiten der Eisernen Garde auf den royalen Fluchtzug aufmerksam. Sie eröffneten das Feuer. König Carol II und seine Geliebte Magda Lupescu warfen sich auf den Boden ihres Waggons, um dem Kugelhagel soweit wie möglich zu entgehen. Andere Quellen berichten, dass König Carol II und Magda Lupescu in einer stählernen Badewanne Schutz vor den Kugeln suchten. Doch die Aufständischen konnten den Zug nicht stoppen. Er erreichte die jugoslawische Grenze. Die royalen Fahrgäste blieben unverletzt. Wie durch ein Wunder hatte auch die Briefmarkensammlung keinen Schaden genommen. Darunter auch das nach Meinung des Königs bedeutendste Stück seiner Altdeutschland-Sammlung aus dem Großherzogtum Baden, ein Kehrdruck-Zwischenstegpaar 1 Kreuzer von 1853, zusammen mit einem ‚normalen‘ Paar derselben Marke auf Brief aus Freiburg. Seitdem ist dieser Brief bekannt als der „König Carol-Brief“.
König Carol II ging zunächst ins Exil nach Mexiko, später nach Portugal. Zur Aufbesserung seiner finanziellen Lage sah sich Carol II gezwungen Teile seiner Briefmarkensammlungen zu veräußern. Am 4. April 1953 verstarb Carol II. Magda Lupescu überlebte ihn um nahezu 25 Jahre. Erst nach ihrem Tod wurden die verbliebenen philatelistischen Schätze 1979 in Madrid versteigert, auch der berühmte „König Carol-Brief“. 1986 fand der „König Carol-Brief“ einen würdigen Platz in der Kollektion von Altdeutschland „Sammlerkönig“ Erivan Haub.