3. Auktion / Sachsen: Die halbe 1 Neugroschen Marke
Weil eine zweite ½ Neugroschen Briefmarke nicht zur Hand war, teilte der Absender des Briefes im Jahr 1855 einfach eine 1 Neugroschen Marke und klebte die rechte Hälfte als ½ Neugroschen neben eine ganze ½ Neugroschen Briefmarke. Obwohl derartige Halbierungen von Briefmarken nicht zulässig waren, wurde der Brief an ein Familienmitglied des Meißnischen Uradelsgeschlechts von Einsiedeln von der Sächsischen Post unbeanstandet und ohne Nachporto befördert.
Schon der berühmte Philatelist Philipp von Ferrari, dessen Kollektion nach dem ersten Weltkrieg von Frankreich als Entschädigung konfisziert und 1923 versteigert wurde, schätze diese große Sachsen-Rarität als ein ganz besonderes Stück seiner Sammlung.
Startpreis: EUR 25‘000.-
Zuschlag EUR 46‘000.-

1851, Friedrich August, 1 Neugroschen schwarz auf mattgraurot, II. Auflage, senkrecht halbiert, rechte Hälfte, farbfrisch und voll- bis breitrandig zusammen mit voll- bis überrandiger ½ Neugroschen schwarz auf mattgrau, mit jeweils sauber aufgesetzter Nummer „1“ und nebengesetztem klaren Doppelkreisstempel „DRESDEN 27 APR 55“ auf kleiner Briefhülle (rückseitiges Siegel entfernt) aus der bekannten ‚von Einsiedel-Korrespondenz‘ nach Bautzen.
Im Gegensatz zu vielen anderen altdeutschen Staaten, in denen die Benutzung von Halbierungen gestattet bzw. geduldet war, war in Sachsen die Benutzung halbierter Marken bei Strafe verboten. In dem hier vorliegendem Fall wurde die Halbierung jedoch unbeanstandet angenommen und entwertet.
Es ist die einzig bekannte Halbierung Sachsens auf Brief und eine der großen Seltenheiten der Altdeutschland-Philatelie. Ein attraktiver Brief in einwandfreier Erhaltung. Signiert Bloch, Befund Walter Opitz (1964), Fotoattest Hunziker (1964), Fotoattest Vaatz BPP (2020) sowie Prüfbericht der Papiertechnischen Stiftung (PTS) Heidenau bezüglich der Zusammenstellung der Stempelfarbe auf der Halbierung, Frankatur und Unterlage (2020) (Mi.-Nr. 4H, 3a)
Provenienz: Philipp von Ferrari (1. Gilbert-Auktion, 1921), Sammlung Rothschild (Harmers 1939), 69. Ebel-Auktion (1964), John Boker jr. (1987)